9. Juli 2013

Rezension zu "Feuchtgebiete" von Charlotte Roche



Verlag: DuMont 

Originaltitel: Feuchtgebiete

Erscheinungsdatum: 09. Juli 2009
 
ISBN: 978-3548280400

Seiten: 220 Seiten

Preis: 9.99
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Das ist natürlich ein weiterer Nachteil meiner selbstgebastelten Tampons:
Das helltürkisfarbene Schnürchen zum Rausziehen fehlt. Meine Finger sind eher kurz, und wenn ich in meiner Muschi was suche, komme ich nicht sehr weit. Wenn ich in dieser Situation in Papas Haus war, musste ich ein paar Mal Papas schicke Holzgrillzange zum Suchen benutzen.

Da waren oft noch Reste von angekokelten Fleisch und Fett dran. Ich wollte mich nicht die Blöße geben, die Zange zu putzen, bevor sie in mich reingeht. Also habe ich mich in Brökertstellung hingelegt und so gut ich konnte versucht, den Klopapierklumpen in meiner Muschi ausfindig zu machen. 

Mit allen Grillresten dran. Und oft nichts gefunden. Genauso wie ich die Grillzange nicht reinige, bevor ich sie in mich reinstecke, mache ich sie auch nicht sauber, wenn sie nach meinem gynäkologischen Eingriff zurück auf Papas Grilltisch wandert.


Nach einer missglückten Intimrasur liegt die 18-jährige Helen auf der proktologischen Station vom Maria Hilf. 

Helen hat den genialen Plan, ihre geschiedenen Eltern am Krankenbett wieder zusammenzuführen und dazu ist ihr jedes Mittel recht.

Beim Warten auf ihre Eltern nimmt Helen jeden Teil ihres Körpers genau unter die Lupe, auch die Stellen, die als Unmädchenhaft gelten. Nochdazu lässt sie den süßen Krankenpfleger Robin ihre OP Stelle fotografieren, damit sie sich die Sache mal genau ansehen kann.


Das Cover ist jetzt nicht wirklich aussagekräftig und es ist auch sehr schlicht gehalten. Ganz in Pink ist das Cover und vorne drauf ist ein Pflaster unter dem Titel und Autorenname stehen.


Mir hat der kurze und knappe Schreibstil von Charlotte Roche gut gefallen! Das Buch liest sich sehr flüssig. Ab und an wird die Sprache ein wenig vulgär, aber das passt ja auch zum Thema des Buches und hat mich jetzt nicht so gestört.

Geschrieben ist "Feuchtgebiete" komplett aus der Sicht von Helen.


Helen ist ein wirklich sehr komplexer Charakter. Tiefgang besitzt sie zwar nicht, aber trotzdem lernt man sie während des Lesens sehr gut kennen! 

Ich weiß gar nicht richtig, wie ich Helen beschreiben soll. Einerseits stößt sie einen total ab mit ihrer "Art", aber andererseits hat man auch ein wenig Mitleid mit ihr, denn ihre familäre Situation ist sehr schwierig. 

Helen ist ein sehr offenes Mädchen. Sie liebt es, ihren Körper zu erforschen und jedes Körperteil genau unter die Lupe zu nehmen. Auch ihre Körperausscheidungen liebt sie.. Ob es Schlafrückstände in den Augen sind, Krusten von abgeheilten Wunden, Eiter oder auch ihr Muschischleim, Helen probiert alles und isst alles. 

Nochdazu hat Helen ein sehr ausgeprägtes Sexleben, das sie nicht nur mit zahlreichen männlichen Verehrern auslebt, sondern sie geht auch noch in den Puff, um mit Frauen zu schlafen. Nicht aus lesbischen Neigungen, nein, sie findet den weiblichen Körper so interessant, dass sie den auch bei anderen Damen komplett erforschen möchte.

Robin, der süße Krankenpfleger war mir sehr sympathisch! Er macht alles für Helen und will ihr den Krankenhausaufenthalt so schön wie möglich machen. 


"Feuchtgebiete" ist so ein Buch, um das ich Jahre lang herumgeschlichen bin, mich aber nie getraut habe, es zu kaufen... Denn man hat sehr viel negatives gehört, und auch in der Presse hat es ja für ganz schön Wirbel gesorgt. Aber nichts desto trotz hatte ich es immer im Hinterkopf.

Als ich es dann überraschenderweise geschenkt bekomme habe, packte ich die Gelegenheit gleich am Schopf und begann es zu lesen.
Und wow, ich war schon auf den ersten 10 Seiten total geschockt und angeekelt!!! Aber ich wollte es trotzdem nicht weglegen, denn wenn man einmal angefangen hat, muss man es einfach weiterlesen. 

Ganz klar, das Buch ist nichts für Leute, die sich sehr leicht ekeln. Selbst mir (und ich kann viel ab) ist bei einigen Sachen echt schlecht geworden und ich habe mir gewünscht, dass sie doch nicht ganz so sehr in Detail geht. Wen interessiert es schon, dass sie ihre benutzen Tampons mit ihrer Freundin tauscht... bei der Szene musste ich das Buch dann doch mal ein wenig bei Seite legen.

Was mich sehr überrascht hat, war die Beziehung zwischen Helen und Robin. Ich hätte nicht gedacht, dass es auch in so einem Buch eine kleine Liebesgeschichte geben wird. Diese ist natürlich sehr oberflächlich, aber ich fand es trotzdem ganz süß.

Am Ende hätte ich dann doch gerne gewusst, wie es mit Helen und ihrer Familie weitergeht, aber eine Fortsetzung braucht man nun wirklich nicht.


"Feuchtgebiete" ist ein Buch, das jeder mal gelesen haben sollte! Es ist eklig, proviziert den Leser regelrecht, aber trotz allem kann man es nicht aus der Hand legen. Man will einfach wissen, was Helen noch alles Abartige einfällt und vor allem wie es mit ihr und ihrer Familie weitergeht. Es ist das ekligste Buch das ich jemals gelesen habe, aber es ist trotzdem nicht das schlechteste!

5. Juli 2013

Rezension zu "So nah und doch so fern" von Ann Brashares



Verlag: carl's books

Originaltitel: My Name is Memory

Erscheinungsdatum: 10. Juni 2013
 
ISBN: 978-3570585177

Seiten: 366 Seiten

Preis: 14.99
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"Ich liebe dich", erklärte ich ihr. "Mehr als alles andere. Ich habe dich immer geliebt."
Ihr abgehackter Atem verriet mir, dass sie weinte. Ich hob die Hand und berührte die Tränen in ihrem Gesicht. 

"Ich liebe dich auch", sagte sie.

Auf diese Worte hatte ich viele Leben lang gewartet, aber in meinem tiefen Inneren erfüllten sie mich mit großem Schmerz. Ich wünschte, sie würde mich nicht lieben. Sie hatte schon so viel verloren. Ich wünschte, ich wäre in dem schlammigen Tal an der Somme gefallen und ihr wäre ein weiterer Verlust erspart geblieben.


Lucy und Daniel haben sich einst geliebt - vor vielen Jahrhunderten und in vielen Leben zuvor. 

Aber nur Daniel kann sich an die Leben davor erinnern. Er verfügt über eine Gabe, sich an seine Existenzen zu erinnern. Und natürlich kann er sich immer an Lucy erinnern, die ihn in vielen Leben wiederbegegnet und in die er sich immer wieder verliebt.

Aber für Lucy ist Daniel ein völlig Fremder. Trotzdem fühlt sie sich zu ihm hingezogen.

Behutsam nähern sich die beiden an, ohne zu ahnen, dass eine Person aus Daniels Vergangenheit ihr Glück zerstören will...


Das Cover von dem Buch gefällt mir sehr gut! Es ist ganz schlicht gehalten, aber in einem wunderschönen Hellblau. Dazu zieren rosafarbene Magnolien den Umschlag.


Anfangs hatte ich ganz schöne Probleme, mich in den Schreibstil einzufinden. Er war für mich zu malerisch und zu ausschweifend. Für 80 Seiten brauchte ich knapp 1 1/2 Stunden, in der Zeit lese ich normalerweise 140 Seiten.
Aber mit der Zeit gewöhnte ich mich an den Schreibstil und fand ihn dann doch ganz schön.

"So nah und doch so fern" ist aus mehreren Perspektiven geschrieben. Zum einen gibt es Kapitel von Lucy, die in der dritten Person geschrieben sind und dann gibt es welche aus Daniels Sicht, der einmal in der heutigen Zeit begleitet wird und in einigen erzählt er von seiner Vergangenheit.


Mit den Charakteren konnte ich mich am Anfang absolut nicht abfreunden! Lucy und Daniel mochte ich irgendwie überhaupt nicht. Ihre Handlungen konnte ich einfach nicht nachvollziehen und auch die ach so tolle Chemie zwischen den beiden war für mich anfangs nicht greifbar.

Lucy gefiel mir anfangs wie gesagt absolut nicht. Und das hat sich bis zur Mitte des Buches auch nicht geändert. Ihre Schwärmerei für Daniel ging mir ziemlich auf die Nerven, da man sie nicht nachvollziehen konnte.

Aber zum Glück hat sich meine Haltung ihr gegenüber mit der Zeit geändert. Den in der Mitte des Buches ergreift sie endlich mal die Initiative und will herausfinden, was ihre Vergangenheit mit Daniel zu tun hat.

Ab da gefiel sie mir wesentlich besser, und ich konnte ihre Gefühle für Daniel auch wesentlich besser nachvollziehen.

Mit Daniel brauchte ich nicht ganz so lange um warm zu werden, aber so richtig mochte ich ihn in den ersten Kapitel auch nicht. Das änderte sich aber, als man ihn besser kennen lernte und seine Vergangenheit verstand. Da helfen vor allem die wirklich gelungenen Rückblenden aus seinen vergangenen Leben.

Daniel hat in seinen vielen Leben eine ganze Menge durchgemacht, aber trotzdem hat er nie den Lebensmut verloren und auch wenn er Lucy nie wirklich nahe kam, hat er nicht aufgegeben.


Ich muss zugeben, dass ich "So nah und doch so fern" am liebsten schon nach 80 Seiten beiseite gelegt hätte... Ich tat mich wirklich schwer, in die Geschichte hineinzukommen und auch die Charaktere waren mir total unsympathisch. Sogar die hochgelobten Rückblenden von Daniel fand ich recht fad. Geschichten aus Afrika im Jahre 541 sind einfach nicht mein Ding. 

Am meisten aufgeregt hat mich aber das erste richtige Gespräch von Lucy und Daniel auf der Abschlussfeier. (Seite 25...)  Da wechseln sie zwei Worte miteinander und fallen sofort übereinander her. Das ging mir dann doch viel zu schnell, auch wenn sie sich ja seit vielen Leben lieben. 

Aber ab der Hälfte des Buches kam dann Gott sei Dank der Meinungswechsel von mir. Die Rückblenden wurden immer interessanter und auch schöner. Gerade die Erzählung von Daniel, wo er schwer verwundet in einem Lazarett in England liegt und sich dort in die junge Krankenschwester Contance (Lucy) verliebt, gefiel mir wirklich sehr.

Von da gefiel mir das Buch langsam richtig gut. Lucy und Daniel konnte ich besser verstehen und auch die Geschichte wurde immer interessanter und spannender. Als dann auch noch der Bösewicht auftaucht und ihr Glück zerstören will, wird es richtig spannend.

Das Ende hat mich wirklich traurig gestimmt und ich hoffe, man wird hier noch eine Fortsetzung zu lesen bekommen. Genug Material für einen zweiten Band ist auf jeden Fall vorhanden!


"So nah und doch so fern" hat mir am Anfang leider nicht so gut gefallen, aber mit Fortschreiten der Handlung wurde es immer besser! Die Charaktere wurden mir sympathischer und die Geschichte wurde immer schöner und spannender. Am besten haben mir die Rückblenden aus Daniels vergangenen Leben gefallen. Insgesamt ist es ein schönes Buch über die Liebe und vor allem über das Thema Wiedergeburt, dass hier sehr gut aufgegriffen wird!