5. Februar 2014

Rezension zu "Es wird keine Helden geben" von Anna Seidl



Verlag: Oetinger

Originaltitel: Es wird keine Helden geben

Erscheinungsdatum: 20.Januar 2013

ISBN: 978-3789147463

Seiten:  252 Seiten

Preis: 14,95 €

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Man kann die Angst riechen. 
Man kann nach ihr greifen. 
Er ist unter uns. 
Wir können sie hören, die Schüsse. 
Sie sind laut. 
Viel zu laut.


Es sollte in ganz normaler Schultag werden. Die fünfzehnjährige Miriam wird am Morgen noch von ihrem Freund Tobi mit einer SmS geweckt, dass sie ja nicht zu spät zu Schule kommen soll.

Dann fällt nach dem Pausenklingeln der erste Schuss... 


Miriam flüchtet mit ihrer besten Freundin Joanne auf das Mädchenklo. Dort bekommen sie hautnah mit, wie ein Junge erschossen wird.


Als Miriam sich auf den Flur wagt, erreicht sie der nächste Schock. Ihr geliebter Freund Tobi liegt schwer verletzt am Boden. Für ihn kommt jede Rettung zu spät.


Und so verliert Miriam an dem einen Tag nicht nur ihr unbeschwertes Leben, sondern so viel mehr...
 


Das Cover finde ich gut gewählt!! Der Titel steht in großen roten Buchstaben drauf, einzig das Wort Helden ist in schwarz geschrieben. Es wirkt alles sehr schlicht und somit finde ich, dass es perfekt zum Buch passt.
 

Der Schreibstil von Anna Seidl hat mir gut gefallen! Sie schreibt in kurzen, knappen Sätzen, die jedoch alle sehr viel Aussagekraft haben. Das Buch lässt sich außerdem sehr flüssig lesen. Noch dazu sind mir sehr viele Zitate im Kopf hängen geblieben.

Geschrieben ist "Es wird keine Helden geben" aus der Sicht von Miriam, sodass man ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen kann.
 

Miriam ist eine sehr angenehme Protagonistin! In ihrer Gefühlswelt konnte ich mich gut zurecht finden, auch wenn man natürlich absolut nicht nachvollziehen kann, was sie da erlebt hat, wenn man nicht dabei war. 

Miriams Gefühle sind nach dem Amoklauf sehr düster. Sie will einfach nicht mehr weitermachen, hat das Leben doch absolut keinen Sinn mehr, wenn ihr Tobi tot ist. Aber um sich das Leben zu nehmen, ist sie doch zu stark. 


Nach und nach wird sich Miriam jedoch über ihre Gefühle klar und lernt, damit umzugehen. Bis ein erneuter Schicksalsschlag sie wieder ein wenig runterzieht. 


Ich muss sagen, Miriam hat das alles echt klasse gemeistert! Ich wüsste nicht, wie ich über solche Schicksalsschläge hinweg kommen sollte...


Die restlichen Charaktere kamen alle eigentlich recht kurz dran. Man lernt Miriams Familie, ihren Dad, Oma und Opa und ihre Mum kennen, die sie vor langer Zeit verlassen hat. Miriams Mum fand ich dennoch richtig klasse!


Ihre Freundinnen haben sich nach dem Amoklauf fast alle abgewandt oder sind ein wenig durchgedreht. Ihre beste Freundin Joanne ist eigentlich nur noch eine leere Hülle. Sie redet nicht, sieht leblos aus und lässt niemanden an sich heran. Tanja ist gleich mit ihrer Familie weggezogen und startet einen Neuanfang. Und Sophia ist den Drogen verfallen.


Einzig Vanessa ist noch normal geblieben und somit hat Miriam wenigstens noch eine wahre Freundin überbehalten.
 


Als ich das erste mal von "Es wird keine Helden geben" war für mich sofort klar, dass ich dieses Buch lesen muss! Amokläufe sind eine schreckliche Tat, bei der unschuldige Kinder und Lehrer getötet werden. Einen Amokläufer wird man wohl nie verstehen können.

Umso erstaunter war ich, dass ich mich hier mit dem Amokläufer Matias Staudt sogar ein wenig anfreunden konnte. Ich konnte bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, warum er durchgedreht ist. Denn Matias wurde seit der Grundschule von seinen Mitschülern übel gemobbt. Das man da irgendwann Rachegedanken bekommt, ist irgendwie zu verstehen. Aber trotzdem rechtfertigt das natürlich keinen Amoklauf.


Ich war sofort in der Geschichte drin, hatte Angst mit Miriam und war bei dem Grauen live dabei. Schon auf den ersten Seiten kamen mir die Tränen und die sind fast während der gesamten Handlung nicht versiegt.


Allen voran sind mir die vielen tollen Zitate im Kopf geblieben, die wirklich eine riesen Aussagekraft haben.


Eine Sache hat mich doch sehr gestört... Nämlich das Miriam sich die Schuld an Tobis Tod gibt. Er lag doch schon angeschossen und halb verblutet auf dem Boden, und Miriam ist der Meinung, wenn sie sich nur bewegt hätte, hätte sie ihn retten können. Das fand ich doch etwas nervig, weil es immer wieder aufgegriffen wurde, aber sie hätte eh nichts mehr für ihn tun können... 

Ich finde, das Buch wäre eine super Schullektüre, gerade, weil die Schüler ja öfters von einem Amoklauf betroffen sind. Und in einer Sache hat Miriam nämlich vollkommen Recht! Filme über Amokläufe zeigen einem nicht, wie man sich danach verhalten soll. Dieses Buch zeigt den Weg einer traumatisierten Schülerin, die aus der ganzen Misere wieder herausfindet und dabei ihren Lebenswillen nicht verliert.


Allerdings muss ich sagen, dass mir das Ende nicht so sehr zusagt, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Ich will jetzt nichts verraten, aber ich fand es einfach zu "früh"... Da müsst ihr jetzt natürlich selbst nachlesen, was ich meine ;)
 


"Es wird keine Helden geben" von Anna Seidl ist ein sehr berührendes Debüt, über ein schreckliches Thema! Das Buch zeigt wunderbar den Weg einer traumatisierten Seele auf, die sich zurück ins Leben kämpft, nachdem sie sehr viel verloren hat bei dem Amoklauf. Für mich ein erschreckendes, tränenreiches Buch, das jedoch zeigt, das man den Lebensmut nicht verlieren darf, egal wie schwer die Zeiten sind.

1 Kommentar:

  1. Hey!
    schöne Rezi :)
    Als Schulbuch wäre es wirklich gut geeignet, es ist aktuell und super geschrieben!
    Mir hat es auch echt gut gefallen :)
    Liebe Grüße,
    Ebru

    http://page-after-page-online.blogspot.de/

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